„Hier stinkt`s“

 Schultheater zum Thema Mobbing an der Walter-Höllerer-Realschule

 

„Du stinkst“ gehört häufig noch zu harmloseren Beschimpfungen, die sich Schüler täglich um die Ohren werfen, aber es geht noch schlimmer. Ein Grund dafür ist oft, dass sich Studiogäste in diversen Nachmittagssendungen als „Fotze“ oder „Arschloch“ anbrüllen und mitunter aufeinander losgehen und dadurch Tag für Tag den Kindern und Jugendlichen das Handwerkszeug des Mobbing präsentiert wird. Doch die Heranwachsenden dürfen auch nicht unterschätzt werden, denn sie kritisieren laut einer Studie der Arbeitsgemeinschaft Kindheit, Jugend und Neue Medien (AKJM) sehr wohl Ausfälle von Dieter Bohlen und haben Mitleid mit den Dschungelcampbewohnern. Sie gleichen also das Gesehene mit den Wertvorstellungen ihrer Umgebung ab. Relevante Jugendstudien der letzten Jahre haben ergeben, dass die Gewalttätigkeit Jugendlicher keineswegs zunimmt, dafür aber stetig der Druck im Alltag wächst. Ein erschreckendes Indiz dafür ist die wachsende Zahl psychischer Probleme bei Kindern und Jugendlichen, Psychologen sehen den Grund dafür im steigenden Leistungsdruck. Leider ist ein Ventil, diesen Druck abzulassen Mobbing. „Stinker“ – zu Beginn eventuell nur ein gemeiner Spitzname entwickelt sich im Klassenverband schnell zu ernsthaften Hänseleien, die einzelne Schüler aus den Klassenverband werfen und sie so zu Außenseitern machen.

Das ueTheater aus Regensburg nahm sich dieser Thematik verantwortungsbewusst an und klärte die 5. und 7. Klassen der Walter-Höllerer-Realschule in SuRo sehr anschaulich anhand verschiedener Situationen – vom Unterricht bis zur Klassenfahrt – über das Thema Mobbing auf. In ihrer Geschichte geht es darum, wie das Alphatier Tine ihren Mitschüler Marko durch verbale und physische Attacken Stück für Stück weiter in die Isolation zwingt, so dass Marko und sein Selbstbewusstsein immer mehr zerbrechen. Durch den ständigen Perspektivenwechsel wird zum Ende aber klar, dass Tine nicht nur Täter, sondern auch Mobbingopfer innerhalb der eigenen Familie ist und im Grunde auch an ihrem Leben scheitert. Als Tine den Druck ihrer Eltern nicht mehr standhalten kann, ist Markus derjenige, der sie vorm Springen abhält und erst ab diesem Moment wird Tine bewusst, was sie Markus die ganze Zeit über angetan hat.

Im Anschluss an das Theaterstück stellte sich dann das wirklich überzeugende Theater-Duett (Christine Elsa Wagner und Daniel Zimpel) den Fragen der Schüler und thematisierte zum einen, welche Formen von Mobbing vorkommen und zeigten zum anderen den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten auf, wie man reagieren sollte, wenn man selbst zum Opfer wird bzw. Mobbing in der Klasse mitbekommt. In jedem Fall wurde durch diese Inszenierung das Bewusstsein für Mobbing noch einmal geschärft, denn manchmal reicht es schon, den Heranwachsenden einen kleinen Schubs in die richtige Richtung zu geben und der heißt in diesem Falle „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu!“. Die Schulleitung und die anwesenden Deutschlehrer bedanken sich bei dem Ensemble für eine gelungene Auseinandersetzung mit einem aktuellen, aber nicht immer leichten Thema.

Fr. Temmel

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