Refugees welcome!? - Vortrag und Gespräch mit einem Flüchtling an der Walter-Höllerer-Realschule


Am 13. Oktober 2015 berichtete Waqar Haider auf Einladung der Walter-Höllerer-Realschule Sulzbach-Rosenberg vor 120 Schülerinnen und Schülern von seiner Flucht aus Pakistan. Organisiert wurde die Veranstaltung durch Diplom-Sozialwirtin (Univ.) Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. Nürnberg.


Mair, die sich fachlich auf Flüchtlinge und Reaktionen der rechten Szene darauf spezialisiert hat, klärte zum Einstieg über Zahlen und Fakten zum Thema Flucht sowie über die Situation Geflüchteter in Europa und Deutschland auf. Allein 2014 habe es bundesweit 35 Brandanschläge auf Flüchtlings-unterkünfte gegeben. Auf der Internetseite der Neonazi-Partei „Der Dritte Weg“ befindet sich eine Landkarte, auf der Flüchtlingsunterkünfte markiert und teilweise genauer beschrieben sind. Auch die Schulturnhalle der Walter-Höllerer-Realschule, in der derzeit Flüchtlinge untergebracht sind, ist auf dieser Nazi-Karte zu finden. Es stellt sich hierbei die Frage, ob diese Kartierung Rassisten zu Attacken auf Flüchtlinge ermutigt.


Anschließend gab die Referentin Informationen zu den Asylsuchenden rund um den Kontinent und zu Deutschland im Speziellen. So stieg die Anzahl der Flüchtlinge weltweit bis Ende 2014 auf knapp 60 Millionen. Die große Mehrheit der Fliehenden kam jedoch nicht nach Europa, sondern blieb entweder im Heimatland oder floh in angrenzende Regionen. So nahm die Europäische Union bisher lediglich sieben Prozent der syrischen Flüchtlinge auf. Im Zeitraum zwischen Januar und September 2015 wurden in Deutschland 303.443 Asylanträge gestellt, davon 274.923 Erstanträge, wobei der Anteil an Asylanträgen durch Menschen aus Syrien zuletzt 40 Prozent betrug.

 
Am Ende machte Mair auf die lebensgefährliche Fluchtroute über das Mittelmeer aufmerksam, wo allein im Vorjahr mehr als 3.200 Flüchtlinge den Tod fanden. Diesen und andere unsichere Wege nehmen Flüchtlinge deshalb auf sich, weil sie in der Regel kein Einreisevisum für die EU-Staaten erhalten.

Der aus Pakistan stammende Flüchtling Waqar Haider berichtete im Anschluss mit leiser Stimme von seiner Flucht. In seinem Heimatland arbeitete er bis 2010 als Grundschullehrer. Nachdem es immer wieder zu Terroranschlägen auf Einrichtungen der schiitischen Minderheit, der er angehörte, kam, nahm seine Angst zu, dass die dortigen radikalen Salafisten auch ihn töten würden. Im Jahr 2011 floh er deshalb aus Pakistan und gelangte über den Iran, die Türkei und Griechenland nach Ungarn. In Ungarn wurde er als illegaler Flüchtling aufgegriffen und ein halbes Jahr lang ins Gefängnis gesperrt. Nach der Entlassung wollte er nach Schweden weiterreisen, wurde in Deutschland festgehalten und sollte nach dem Dublin-Abkommen nach Ungarn zurück geschickt werden. Nach Ungarn zurück wollte er wegen des Gefängnisaufenthaltes auf keinen Fall. Eine couragierte Kirchengemeinde in Nürnberg gewährte ihm nun Kirchenasyl. In einer kleinen Wohnung neben dem Friedhof lebte er zurückgezogen, bis die Frist für die Abschiebung abgelaufen war und er in Deutschland einen Asylantrag stellen konnte. In der Zwischenzeit hatte er Deutschkurse besucht und Praktika absolviert. In der Gegenwart hofft er, bald als Reinigungskraft in einer Klinik arbeiten zu dürfen. Die jeweils um sechs Monate verlängerte Kettenduldung stellt hierfür jedoch ein echtes Hindernis dar. Seine größte Hoffnung ist, dass das Warten bald ein Ende hat, dass er als Flüchtling anerkannt wird und endlich sein Leben planen kann. Für die Zukunft hofft er, dass er seinen Abschluss in Deutschland noch einmal absolvieren kann, um dann irgendwann wieder als Lehrer arbeiten zu können. Auf die Frage eines Schülers, wie er es mit dem Kopftuch halte, antwortete der 26-Jährige Muslim, Frauen könnten selbst entscheiden, ob sie eines tragen möchten oder nicht. Seine Freundin jedenfalls bräuchte kein Kopftuch zu tragen. Eine andere Schülerin wollte wissen, ob er Kontakt zur Familie habe. Ja, er skype wöchentlich aus einem Internetcafe mit seiner Mutter, antwortete Haider.

Alles in allem wurden den 10.Klassen durch diesen Vortrag noch einmal die wichtigsten Daten und Fakten zum Thema Asylpolitik in und um Europa dargelegt. Zudem sollte das Interview mit Waqar einige SchülerInnen zum Nachdenken anregen, was die Lebensverhältnisse der Asylbewerber in Deutschland betrifft, da leider immer öfter Hetze gegen Flüchtlinge betrieben wird und es auch eine wichtige Aufgabe der Schule ist, über derartig brisante Themen aufzuklären.

 

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